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Unser Hristov war in Sheffield bei der WM und hat für euch dazu einen sehr schönen Bericht geschrieben. Schön finde ich das man Hintergrund Informationen zu diesem Turnier und der Stimmung dort bekommt, die andere Sender einen so nicht vermitteln. Toller Bericht, Danke Hristov – und bis bald / MFG SCH

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April 2014. Die Snookerweltmeisterschaft 2014 in Sheffield hat vor ein paar Tagen begonnen und ich verfolge mit großer Spannung alle Spiele aus der ersten Runde mit der Hoffnung, dass alle ‚guten' Spieler in die zweite Runde kommen, damit ich sie live sehen kann. Einer davon ist auch mein Lieblingsspieler, Mark Selby, der Jester von Leicester, der noch Großes vorhatte. Bis dahin war es ein langer Weg. Er begann mit einem spannenden Match der ersten Runde. Nach einem langen Abend kommt er durch den Decider mit Michael White und gewinnt 10:9. Wer hätte gedacht, dass dies der Anfang eines Märchens für ihn sein wird? Und der Anfang eines Märchens für mich!

Am Tag darauf stehe ich schon am Flughafen in Manchester, sehr gespannt und leicht aufgeregt und gucke mich um nach einer guten Verbindung in Richtung Sheffield. Manchester (Airport) ist ca. 1,5 Stunden von Sheffield entfernt; ein Transit ist sehr leicht und für ca. 15-20 Pfund zu haben. Einige Stunden später erfolgt die Ankunft im Hotel. Danach geht es sofort ins Bett, da ich es kaum abwarten kann das Crucible, dieses wunderschöne Theater zu sehen, und meine erste Morning Session um 10:00 live zu erleben.

Dahinter befinden sich zwei Hotels, wo die meisten Spieler während ihrer Zeit in Sheffield ihre Unterkunft finden. Voll in Spielerkleidung laufen die Akteure ca. eine Stunde von Sessionbeginn über den Platz und unterhalten sich mit einigen Fans, Posen für ein Foto oder geben das eine oder andere Autogramm. Das war mir sehr schnell aufgefallen, wie bodenständig diese Weltstars sind.

09:30 und ich sitze schon auf meinem Platz in der vierten Reihe und kann es kaum glauben, wie nah man an den Spieler sitzt. Absoluter Wahnsinn. Um 10:00 geht es schon los und die Schiris für unsere beiden Spiele werden vorgestellt. Danach kommen die Spieler. Und was für ein erster Tag in Sheffield. Ich habe in der ersten Session um 10:00 das Vergnügen gehabt, mir das Spiel von Shaun Murphy und Marco Fu anzuschauen; auf der anderen Seite der Trennwand spielten Niel Robertson und Mark Allen. Das ist das Spiel, was ich am nächsten Tag in der Evening Session sehen werde.

Nicht nur die Spieler, sondern alles drum herum macht die gesamte Veranstaltung ein absoluter Genuss für ein Snookerfan und Snookerspieler. Gänsehaut Momente bei der Vorstellung der Spieler und bei einigen absolut ausgezeichneten Breaks von diesen top Künstlern. Man kann die Emotionen der Spieler spüren und jeden Pot oder gute Safety miterleben. Dazu kommen noch einige unbezahlbare Extras, wie ihre wunderbare Cue action zu beobachten, ihr Verhalten am Tisch und Shot selection live zu erleben und mitanalysieren zu dürfen. Es ist so ein Unterschied zu den Bildern, die wir immer auf Eurosport sehen. Der Fakt, dass man so nah und mittendrin im Geschehen ist, macht die Sache wirklich echt, was dafür sorgt, dass man immer dabei ist und an nichts anderes als an Snooker denkt. Absolutes Paradies.

Ich konnte den größten Teil der zweiten Runde und die komplette Runde der Viertelfinalen live erleben. Auf dem Weg hatte ich den Genuss unter anderem Joe Perry, Ray Day, Ken Doherty, Judd Trump und Barry Hawkins zu sehen. Der Spieler aller Spieler Ronnie O'Sullivan war auch ein absolutes Highlight der Snookerweltmeisterschaft. Sobald er die Arena betritt, ist die Atmosphäre elektrisch. Das Publikum explodiert und begrüßt den größten Star unseren Sportes. Wenn Ronnie am spielen ist und im Flow ist, dann ist Snooker eine andere Sportart. Alles kommt so natürlich, selbstverständlich, leicht und richtig vor. Er gibt oft einem das Gefühl, dass er das Spiel erfunden hat.

Ein weiteres Highlight meiner Snooker-Experience war das Spiel von Barry Hawkins und Dominic Dale, 11-7 in einem Best of 25 nach zwei Sessions. In der letzten Session braucht Barry Hawkins nur noch zwei Frames, um das Halbfinale zu erreichen und eine zweite Aufnahme des Finales vom 2013 gegen Ronnie O'Sullivan zu finden. Alle Zuschauer und die meisten Leute in der Snookerwelt dachten an ein schnelles Ende der Partie, welches dazu geführt hätte, dass Mark Selby und Alan McManus die Arena nur für sich hätten. Ich hatte mich schon auf das Spiel von Mark gefreut. Dominic Dale hatte aber etwas dagegen. Es war eine Meisterleistung vom Dominic, der 5 Frames nacheinander gewann und mit 11-12 führte. Barry hat irgendwie keine Chance gehabt; er hat nicht wirklich Fehler gemacht oder was großartig verschossen. Dominic war einfach bang-in-form. Barry war schon auf dem Zug nach Hause. Dann aus dem Nichts, wie so oft im Snooker, kam eine großartige Century - im schwierigsten Moment des Spieles.

Es war ein sehr ausgeglichenes Spiel, bei welchem man die Spieler nicht trennen konnte. Erst in den späteren Stunden des Abends drehte Niel wirklich auf. Er spielte ein Snooker vom anderen Planeten. Eine Statistik, die es beweist ist der Fakt, dass Judd seit über einer Stunde kein Ball gepottet hatte. Niel war einfach außergewöhnlich gut, mit exzellentem Safety Spiel und non-stop über 95% Pot Success. Darunter auch seine 100ste Century in einer Saison. Eine historische Leistung von einem der besten Spieler in unserem Sport. Diese live zu sehen, war auch etwas ganz Besonderes, magische Momente des Snookers. Ich konnte Alles live genießen. Das ganze begann am Tag davor, wo Niel bereits 99 Centuries hatte und gegen Mark Allen beim Stand von 9-7 ein Superbreak hatte. Er stand auf 94, wonach eine Schwarze vom Spot erfolgen sollte…er verschoss. Man hat es in seinem Gesicht sehen, dass er das nicht glauben konnte. Ich habe bei ca. 80 gespürt und gesehen, wie er nervöser wird. Kaum zu glauben, aber dann kam im nächsten Frame die nächste Chance. Superbreak erneut und er brauchte die letzte Rote und die Schwarze für seine 100ste Century. Die letzte Rote, nicht ganz press an der Bande, war erneut eine Hürde zu hoch. Er verschoss und konnte es definitiv nicht glauben, dass er es erneut nicht geschafft hatte. Er gewann das Spiel, hatte super gespielt und trotzdem war er nicht ganz glücklich. Das ist der Charakter eines (Ex-)Weltmeisters. Die Chance auf die 100ste Century kam im Spiel gegen Judd Trump. Bei Stand von 10 zu 10 war Niel am Tisch und begann sein Break. Schon bei 20 hat man es ihm es angesehen, Er macht es. Ohne Frage. Jeder Ball bang in die Mitte der Tasche. Erstaunliche Performance bei dem Druck und eine sensationelle Leistung eines Superspielers.

Das war auch mein letzter Abend im Crucible. Ich war superglücklich. Ich habe all das bekommen, was ich mir erhofft hatte und noch viel mehr! Ich konnte viele große Talente live und Centimeternah erleben, darunter Ronnie und Niel, sowei der Spieler, der später in die Geschichte eingehen wird, als der neunte Spieler, der die magischen drei Titel gewonnen hat. Ein unvergessliches Erlebnis.

Bilder dazu findet ihr hier:        https://www.facebook.com/snookerclub.hamburg             Anmelden dort braucht ihr euch nicht um es dort sehen zu können.

 

Kategorie: Neuigkeiten und Hinweise